Herausforderndes Geschäftsjahr gemeistert

Genossenschaftsbank zog in der Hauptversammlung in Eubigheim positive Bilanz. Bankvorstand Bernhard Eckert für 40 Dienstjahre geehrt

Eubigheim. „Endlich wieder eine normale Hauptversammlung wie sie früher war, ohne Einschränkungen durch die Coronapandemie“, freute sich Aufsichtsratsvorsitzender und Versammlungsleiter Ralph Matousek anlässlich seiner Premiere, sei es doch seine erste Versammlung, die er in Eubigheim leite. Dass zahlreiche Mitglieder trotz sommerlicher Temperaturen die Turn- und Festhalle füllten, wertete er als „starkes Zeichen der Verbundenheit“ zur Volksbank Kirnau.

Nach dem Totengedenken folgte ein Grußwort vom Hausherrn und stellvertretendem Aufsichtsratsvorsitzender Ahorns Bürgermeister Benjamin Czernin

Äußere Einflüsse

Ein filmischer Rückblick auf das Jahr 2022 rief vieles in Erinnerung, wenn auch fernab passiert, doch Auswirkungen auf die Entwicklung der Bank gehabt habe, erläuterte Bankvorstand Dieter Ehmann in seinem detaillierten Bericht. Es gelte die Probleme des herausfordernden und ereignisreichen Geschäftsjahres – zwei Vokabeln, die sich wie ein roter Faden durch die Versammlung zogen – zu überwinden und nach der komplexen „Fünffachkrise aus Pandemie, Ukrainekrieg, Inflation, Energiekrise und Wetterschock“ wieder in ruhigere Fahrwasser zu gelangen.

Insbesondere der russische Angriffskrieg habe die wirtschaftliche Entwicklung im Land belastet. Die sehr schnell ansteigende Inflation führte zu erheblichen Zinsanstiegen. Aktuell betrage der Hauptrefinanzierungssatz vier Prozent, zuvor lag der Leitzins seit 2016 bei null Prozent. Man betrachte die Zinsentwicklung mit gemischten Gefühlen. Grundsätzlich sei ein steigendes Zinsniveau „erst einmal eine gute Nachricht. Allerdings werden sich die positiven Effekte erst auf längere Sicht einstellen.“ Eindrücklich sensibilisierte Ehmann potentielle Sparer sich nicht von „Schaufensterkonditionen“ verleiten zu lassen. Der Fachmann plädierte für eine Streuung des Vermögens über diverse Anlageklassen und brach eine Lanze für die persönliche, vertrauensvolle, zielgruppenorientierte Beratung in persönlichem Gespräch.

Zudem informierte er über die Inbetriebnahme einer weiteren Photovoltaikanlage, kulturelle Veranstaltungen, die Förderung ehrenamtlichen Engagements – Vereine wurden mit insgesamt 24 000 Euro unterstützt – Bildungspartnerschaften und Preisverleihungen. Insbesondere letzteres zeigte Wirkung, da das Geldinstitut abermals drei neue Nachwuchskräfte ausbilde, was ein wichtiges Ziel der Zukunftsfähigkeit darstelle.

Um diese ging es auch im „trockenen Zahlenwerk“ von Vorstandskollege Bernhard Eckert, der bereits vorweg keine Sorgenfalten in den Gesichtern der Genossen aufkommen ließ. Denn: „Unsere Volksbank hat sich auch in der aktuellen Gemengelage erneut als verlässlicher Partner vor Ort präsentiert und Marktanteile weiter ausgebaut.“ Die Bilanzsumme habe sich um 19 Millionen Euro auf 284 Millionen Euro erhöht, was 7,2 Prozent entspreche. Auf erfreulich hohem Niveau bewege sich das Kundengesamtvolumen. Die von Kunden angelegten Gelder seien leicht zurückgegangen von 177 Millionen Euro auf 176 Millionen Euro. Die bei Verbundpartnern verwalteten Kundengelder in Höhe von 108 Millionen Euro seien gegenüber dem Vorjahr unverändert. Das Kreditgeschäft habe sich erneut positiv entwickelt.

Zum Bilanzstichtag seien Kredite und Darlehen von insgesamt 161 Millionen Euro ausgeliehen gewesen. Die an die Verbundpartner vermittelten Kredite betrugen 26 Millionen Euro. Man betreue fast 18.000 Konten von über 9000 Kunden. Das Kundenvolumen betrage 471 Millionen Euro, eine Steigerung um rund vier Prozent zum Vorjahr.

Nicht ohne Stolz betonte Eckert, dass man die Folgen der drohenden Rezession ebenso verkraftete wie den raschen Zinsanstieg. Die Erträge aus dem Zins- und Provisionsgeschäft seien leicht gestiegen, die Verwaltungsaufwendungen durch Einsparungen fast unverändert. Mit einem Bilanzgewinn über 240 000 Euro zeigte sich Eckert noch zufrieden. Aufsichtsrat und Vorstand schlugen eine Dividende von zwei Prozent auf die Geschäftsguthaben vor, was eine „attraktive Rendite“ bedeute. Der Restbetrag solle den Rücklagen zugeführt werden.

Zum Stichtag gehörte die Volksbank 4418 Mitgliedern. Während sich in letzter Zeit immer mehr genossenschaftliche Kreditinstitute zu größeren Einheiten zusammengeschlossen hätten, sehe man aufgrund der Ertrags- und Vermögenslage derzeit kein Erfordernis, die 142-jährige Selbständigkeit in Frage zu stellen.

Im Tätigkeitsbericht des Aufsichtsrats informierte Matousek über Sitzungen sowie den engen Informations- und Gedankenaustausch. Die Niedrigzinsphase sowie der Fachkräftemangel seien stets Themen gewesen. „Ohne Investitionen in die junge Generation kann es nicht weitergehen“, verdeutlichte er und unterstrich den Konsens zur Nachwuchsförderung.

Der uneingeschränkte Bestätigungsvermerk nach Prüfung durch die Verbands- und Wirtschaftsprüfer des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands Karl-Heinz Krauß und Benjamin Hartmann spiegle das verantwortungsbewusste Handeln wider.

Die Feststellung des Jahresabschlusses sowie die Beschlussfassung über die Ergebnisverwendung erfolgten einstimmig. Ebenso einstimmig erfolgte die von Eubigheims Ortsvorsteher Bernhard Offner beantragte Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat, wobei Offner die Gelegenheit nutzte und ausdrücklich das Engagement bezüglich der Vereinsförderung wertschätzte.

Bei den anschließenden Wahlen zum Aufsichtsrat schieden turnusgemäß Klaus Häffner sowie Karl-Peter Maurer aus dem Gremium aus mit der Option einer möglichen Wiederwahl. Jedoch verzichtete Häffner freiwillig auf eine Kandidatur. Gemäß dem Reduzierungsbeschluss erfolgte für den Bereich Ahorn keine weitere Besetzung. Maurer wurde für eine weitere Amtszeit wiedergewählt. Matousek verabschiedete in persönlichen Worten den seit 2008 dem Aufsichtsrat angehörenden Häffner, dessen „Sachverstand und scharfen Blick“ auf die Sachverhalte er stets schätzte.

Dienstjubiläum Eckert

Die bestens besuchte Hauptversammlung der Volksbank Kirnau bot den angemessenen Rahmen Bankvorstand Bernhard Eckert für sein 40-Jahr-Dienstjubiläum zu würdigen. Die Außergewöhnlichkeit und Wertschätzung Eckerts traten bereits durch die Anwesenheit der ehrenden, hochkarätigen Prominenz zutage, denn Verbandsprüfer Karl-Heinz Krauß sowie der Geschäftsführer der IHK Rhein-Neckar Dr. Andreas Hildenbrand zählten zu den Laudatoren.

In launigen Worten fragte letzterer: „Wer ist Bernhard Eckert?“, band das Publikum geschickt mit ein, beschrieb und bewertete vom Besuch der Grundschule bis hin zur Entdeckung der Leidenschaft für Zahlenwerke Leben und Werdegang des „Vermögensgegenstandes Bernhard Eckert.“ Nicht minder kurzweilig lobte Krauß dessen Verlässlichkeit und Kompetenz „auf fachlich höchstem Level mit uns Prüfern auf Augenhöhe zu diskutieren“, so der Laudator schmunzelnd, aber auch anerkennend und überreichte die Ehrenurkunde zum Jubiläum.

Mit 40 Dienstjahren vom Azubi zur Führungskraft gehöre Eckert zum Aktivposten, um in der Bankensprache zu bleiben, so Matousek. Darüber hinaus schätze er dessen „menschliche Seite“ wie Zuverlässigkeit, Geselligkeit, Rücksichtnahme und die einem Halbmarathonläufer anheim liegende Ausdauer. Gerührt und ganz Sportsmann gerierte Eckert sich als Teamplayer und gab die Wertschätzung an Vorstandskollege, Aufsichtsrat und vor allem an die engagierten Mitarbeiter weiter.

Elisabeth Englert Autor

Das Ehepaar Eckert (Fünfter und Siebte von links) mit den Offiziellen der Volksbank Kirnau. © Elisabeth Englert