Osterburken. „Klein“ – dieses bescheiden, unaufgeregt anmutende Wort zog sich wie ein roter Faden durch die Eröffnung der Vernissage „Die Welt der kleinen Dinge“, um im Laufe der Veranstaltung mit verblüffender Größe, aber dennoch angenehm unaufdringlich zu beeindrucken. „Endlich wird es wahr“, freute sich Bankvorstand Dieter Ehmann auch im Namen seines Kollegen Bernhard Eckert anlässlich des Auftakts der Fotoausstellung im Foyer der Volksbank Kirnau, denn bereits vor der Pandemie wollten das Geldinstitut und die BSW-Fotogruppe Osterburken "etwas zusammen machen.“
Letztere, im Jahr 1974 von Eisenbahnern gegründet, sei eine feste Institution im Vereinsleben der Stadt und mache durch erfolgreiche Teilnahmen an nationalen wie internationalen Wettbewerben von sich reden. Darüber hinaus hielten die Mitglieder zahlreiche Veranstaltungen professionell fest.
Von Bankseite boten sich die Räumlichkeiten im Servicebereich an, die Kunden und Besuchern im Rahmen der Öffnungszeiten zugänglich seien. „Schließlich haben wir noch jeden Tag geöffnet“, betonte Ehmann diese große Dienstleistung einer im Vergleich relativ kleinen Bank – womit wir wieder beim Wort „klein“ wären.
In Zusammenarbeit mit der Fotogruppe habe man das Thema erarbeitet, das laut Fotofreunden eine „gewisse Herausforderung“ für sie darstellen sollte, die augenscheinlich perfekt gemeistert wurde, denn es entstanden durchweg „superstarke Bilder“. Unterschiedliche Interpretationen des Themas, ob in Technik oder Natur basierend, stellen Kleines auf faszinierende Weise ganz groß heraus.
Mit „einfach nur Knipsen“ sei es nicht getan, vielmehr wolle man aus dem Foto ein Bild machen, verdeutlichte Edgar Mutschler, Vorsitzender der Fotogruppe, den eigenen Anspruch. „Was habe ich da gerade im Blick, nehme ich nur einen Teil davon?“ Diese Fragen müsse man sich vor dem Bedienen des Auslösers stellen, erst recht bei einem so herausfordernden Thema. Neben aufmerksamem Sehen sowie dem gewissen Blick sei darüber hinaus technisches Verständnis gepaart mit einem versierten Umgang mit verschiedenen Computerprogrammen unerlässlich – Fähigkeiten, die den Fotofreunden zu eigen sind.
Sei es die überraschende Eleganz silberglänzender Schrauben und Muttern vor pechschwarzem Hintergrund mit bestechender Tiefenschärfe, der Blick ins Innere einer Blüte, der seidig durchscheinende Flügel eines Insekts mit perlenden Wassertröpfchen – die Bilder offenbaren die alltägliche Schönheit, ob in Haus oder Natur und machen, entsprechend den Worten „klein, aber fein“ bewusst, wie viel Feinheit verborgen im Kleinen steckt. Der Betrachter kommt ganz nah dran an die Motive. Ob detailverliebt, ob minimalistisch, ob überbordend im Farbenrausch, die Fotografien bestechen durch ihre Ästhetik und Perfektion und bauen dennoch umgehend eine Beziehung zum Betrachter auf, angesichts eigener Erlebnisse, die vor dessen geistigem Auge erscheinen. Denn wer kennt nicht die hungrige Hornisse, die sich am Fallobst labt oder die Spinne, die im Netz lauert? – Die Motive sind Teil der Welt der Betrachtenden und dennoch besonders, zeigen sie nämlich die vermeintlich bekannte Welt bis ins kleinste Detail und offenbaren damit ihre beeindruckende Schönheit.
Musikalisch gestaltet wurde die Vernissage von der kleinen, siebenjährigen Mona Baumann samt deren Klavierlehrerin Elvira Jochim von der Musikschule Bauland, die unter anderem Mozarts Nachtmusik spielten, die kleine selbstverständlich.
FN vom 04.06.2023: Autor Elisabeth Englert