Osterburken. Im Rahmen des Volksbank Kirnau Forums, zu dem rund 400 interessierte Mitglieder und Kunden der Bank in die Baulandhalle gekommen waren, präsentierte der aus Funk und Fernsehen bekannte Diplom-Psychologe Rolf Schmiel in seinem unterhaltsamen, fast 90-minütigen Vortrag mit dem Thema „Die Psychologie des Glücks“ den Besuchern die wichtigsten Erkenntnisse der Glücksforschung.
Aktuelle Erkenntnisse
Bankvorstand Dieter Ehmann begrüßte an diesem Abend viele „glückliche und glücksuchende Gäste“. Diese Frage könne nur ein ausgewiesener Experte in Sachen der Glücksforschung sowie der Alltagspsychologie wie Rolf Schmiel, einer der bekanntesten Psychologen Deutschlands, beantworten.
Internationale Konzerne und traditionsreiche Mittelständler schätzen ihn als begeisterten „Keynote Speaker“. In seinem anschließenden unterhaltsamen Vortrag vermittelte der Fachmann, der sich kurz vorstellte, den gespannten Besuchern die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Psychologie für mehr Glück und wie man diese für erfülltes Leben nutzen kann, denn Glücklichsein will ja schließlich jeder und er stellte gleich die Frage: „Warum beschäftigen wir uns eigentlich mit Glück?“ und „Warum gibt es die Glücksforschung?“ In Deutschland erlebe man aber genau das Gegenteil, was medizinisch und statistisch nachgewiesen ist, dass die Anzahl von unglücklichen Menschen enorm zugenommen habe Wenn man über Glück rede, müsse man sich erst der Frage stellen: „Was bedeutet überhaupt das Wort Glück?“. Die Deutschen benutzen das Wort Glück für viele Dinge, die aber absolut unterschiedlich seien.
In einer anschließenden „Glücksdiagnose“ mit dem anwesenden Publikum wollte Schmiel dann ein bisschen in Erfahrung bringen, wie die Einstellungen zum Thema Glück und Psychologie sind. Nach der Erwähnung mit verschiedenen Fragen blieben am Ende nur wenige Anwesende stehen.
Wie im Sommer
Man erlebe veränderte Ergebnisse, wenn man selbst bereit ist, an sich etwas zu ändern und sich selbst wertzuschätzen. Dazu fiel ihm eine Geschichte ein. Ein erfolgreicher Freund und Unternehmer, der im Leben gut positioniert ist, sagte ihm, er möchte gerne zehn bis zwölf Kilo abnehmen. Sechs Monate später sah er den begeisterten Koch in seiner Küche wieder. Eine Veränderung sei ihm aufgefallen: Ein Regelbrett mit Ratgeber Literatur und Kochbücher zum Thema Abnehmen. Sein Freund, so Schmiel, sah aus wie im Sommer. Beide schauten sich an und da sagte sein Freund, einen wirklich tiefgehenden philosophischen Satz: „Ich habe eines entdeckt, Lesen allein reicht nicht.“ In seinem Keller stand ein modernes Sportgerät, aber immer noch in der Verpackung. „Kaufen allein reicht auch nicht“, sagte Schmiel. „Wenn du mehr Glück in deinem Leben haben willst, musst du dich hinterfragen: Was kann ich und will ich anders machen?“.
Für das gute Gefühl
An diesem Abend erlebten die Besucher gemeinsam etwas Faszinierendes: Wenn man sich gemeinsam freue, wenn man miteinander lache, dann erreiche man sofort ein anderes Lebens- und Glücksgefühl. „Wenn wir lachen, entspannen wir uns und dies gibt uns die Möglichkeit, eine andere Perspektive einzunehmen“, so der Referent. Er habe sich in den letzten Jahren sehr ausführlich mit dem Thema „Glück“ beschäftigt und dabei entdeckt: „Alle Menschen wollen glücklich sein, aber viele haben nicht mehr die Energie dazu. Sie haben sie verloren, überhaupt Glücksmomente persönlich noch erleben oder wahrnehmen zu können. Sie sind beruflich so angespannt, werden permanent abgelenkt, dass sie sich nicht mehr auf sich konzentrieren können und auf das, was gut für sie ist.“
Ihnen fehle die Energie, überhaupt in den Flow zu kommen. So werde in der Psychologie der Moment puren Glücks genannt, sagte der Fachmann. Sein Tipp war, dass sich jeder einen gesunden guten Schlaf gönnt und viel Wasser trinkt. Bewegung gehöre außerdem dazu wie eine gesunde Ernährung, damit der Körper in eine Grundfitness kommt. Sämtliche wissenschaftliche Untersuchungen besagen: „Wenn diese Grundfitness nicht gegeben ist, ist es schwer, überhaupt ins Glücksgefühl hineinzukommen“, erklärte er. Lebendige Emotionen seien ebenfalls wichtig, denn Lachen sei die beste Medizin. Ob im Team oder in der Partnerschaft, wo nicht gelacht wird, da fehle das Glück.
Ein weiteres Thema seien echte Freunde. Es sei wichtig, lebendige Freundschaften zu haben, nicht über Facebook, sondern echte Menschen, mit denen man sich begegnen könne, mit denen man sich erleben könne mit denen man sich raufen und auf die man sich verlassen könne.
Der Referent gab aber auch zu bedenken, dass der größte Glückskiller der Neid ist. „Es gibt auch viele Menschen, die investieren unendlich viel Zeit, um viel Geld zu verdienen, ruinieren ihre Gesundheit, zerstören sich und ihre Familie“, fügte er an. Ein weiterer Punkt der Dreidimensionalität sei der Aspekt Zukunft. Viele Menschen, die nicht glücklich werden können, hätten große Zukunftsängste.
In den letzten Minuten seines Vortrags stellte Schmiel die Checkliste des Glücks vor, zu der Aktivität im Leben gehört, Geselligkeit, eine sinnvolle Arbeit oder Tätigkeit, angstfrei leben, auch Bescheidenheit und Zuversicht. Seine abschließende Schlussbotschaft: „Jeder hat es selbst in der Hand, glücklich zu sein, denn glücklich sein will ja schließlich jeder.“
© Fränkische Nachrichten, Dienstag, 26.11.2019