Nach der Auftaktveranstaltung mit dem Klavierrezital des Pianisten Istvan Koppányi im letzten Jahr hatte der Förderverein der Volksbank Kirnau Stiftung zu einer Konzertmatinee eingeladen.
Osterburken. Im Marc-Aurel-Saal präsentierten die Sopranistin Marie Christine Köberlein, eine ehemalige Schülerin der Musikschule Bauland, und der Leiter der Musikschule Bauland, Istvan Koppányi, Lieder und Klaviermusik der deutschen und französischen Romantik.
Zuhörer ließen sich entführen
Die beiden Künstler wurden von Nikola Irmai-Koppányi, die auch in das Klavierwerk „Papillons“ von Robert Schumann einführte, vorgestellt. Marie Christine Köberlein hat ihr Gesangsstudium in Freiburg absolviert. Sie ist Mitglied im Norske Solistkor (Oslo) sowie freie Mitarbeiterin in mehreren weiteren renommierten Vokalensembles und vielfach solistisch tätig. Zurzeit arbeitet sie außerdem an ihrer Promotion über ein Thema zur Stimmforschung am Institut für Musikermedizin in Freiburg.
„Auf Flügeln des Gesanges“, so der Titel des Liedes von Felix Mendelssohn-Bartholdy auf einen Text von Heinrich Heine, mit dem die beiden Solisten ihr Programm eröffneten. „Auf Flügeln des Gesanges“ entführt das lyrische Ich in Heines Gedicht die Geliebte in ein fernes Land, um inmitten von Lotosblumen und Rosen einen „seligen Traum“ zu träumen. Und auf Flügeln des Gesanges durften sich die Zuhörer im Marc-Aurel-Saal des Römermuseums für zwei Stunden in die Wunderwelt romantischer Texte und Melodien entführen lassen.
Flügel als roter Faden
Marie Christine Köberlein, die ihre Programmidee in einer kurzen Einführung erläuterte, hatte sich durch das Motto der Konzertreihe zu einer Auswahl von Liedern inspirieren lassen, in denen der Begriff „Flügel“ eine zentrale Rolle spielt. Insofern war das verbindende Element aller 16 vorgetragenen Lieder das Motiv des Fliegens, oft in Verbindung mit den Themen Sehnsucht und Liebe beziehungsweise gekoppelt mit reizvollen Naturbildern. Der Wunsch, sich frei wie ein Vogel in die Lüfte zu erheben, steht exemplarisch für das romantische Lebensgefühl.
Marie Christine Köberleins Stimme verfügt über eine angenehm weiche Mittellage mit einem feinen Vibrato, die in den ersten beiden Liedern „Auf Flügeln des Gesangs“ und „Suleika“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy trefflich zur Geltung kam. Dem zehrenden Sehnsuchtsschmerz in „Suleika“ wusste sie intensiv Ausdruck zu verleihen, ebenso der melancholisch angehauchten Beschwingtheit in „Bei dir sind meine Gedanken“ von Johannes Brahms.
Dem nachdenklichen und ernsten Tonfall in „Sommerfäden“ von Brahms wurde die Sängerin, die durchgehend hervorragend artikulierte, ebenso gerecht wie der Ruhe und Ausgeglichenheit, die aus dem Lied „Der Flug der Zeit“ von Schubert spricht. Schließlich zeugten auch die Lieder „Mondnacht“, „Die Stille“ und „Flügel! Flügel! Um zu fliegen“ von Robert Schumann von der hohen interpretatorischen Kompetenz der Solistin, wobei ihre Stimme, insbesondere in den dramatischen Abschnitten des letzten Liedes, opernhafte Brillanz gewann.
Das meisterhafte Klavierspiel von Istvan Koppányi ist in Osterburken bestens bekannt, und das Publikum erlebte auch hier wieder das herausragende Können des Musikers. Koppányi war für die Solistin jederzeit ein aufmerksamer Begleiter. Es muss allerdings angemerkt werden, dass es keine glückliche Entscheidung war, den Flügeldeckel im ersten Teil des Programms geöffnet zu lassen. Dadurch wurde insbesondere in den tieferen Lagen die Stimme der Solistin vom konkurrierenden Klavierklang überdeckt.
Es folgte der Klavierzyklus „Papillons“, op. 2 von Robert Schumann. Bei dem Werk handelt es sich um eine Folge von zwölf zumeist kurzen Stücken, die in Charakter und spieltechnischer Anlage kontrastreich variieren.
Anfängliches Walzerthema
Koppányi formulierte das anfängliche Walzerthema verhalten im Klang, weich in der Tongebung und mit leichten Tempoverzögerungen und ließ damit von Anfang an den phantastischen, imaginären Charakter des Stückes erkennen, um dann in der Nummer zwei seiner Virtuosität freien Lauf zu lassen. Herausragend die exquisiten Klangabstufungen zwischen der Oberstimme und der akkordischen Begleitung im Stück Nummer fünf. Beeindruckend die Artikulation des in die Mittellage transponierten „Kehrausthemas“ in Kombination mit dem sich verflüchtigenden Walzerthema in Stück Nummer zwölf, um nur einige Details einer inspirierenden Interpretation zu nennen. Auch im zweiten Teil des Programms hatte Istvan Koppányi Gelegenheit, sich solistisch auszuzeichnen. Er tat dies mit einem quasi aus dem Ärmel geschüttelten, souveränen Vortrag der „Schmetterlingsetüde“ op. 25,9 von Frédéric Chopin. . Der Liedteil nach der Pause war französischen Komponisten gewidmet.
Langanhaltender Beifall und stehende Ovationen waren der Lohn für ein herausragendes Konzerterlebnis, das im Gedächtnis bleiben wird. Im Anschluss an das Konzert überreichte der Vorstand der Volksbank Kirnau dem stellvertretenden Vorsitzenden des Fördervereins der Musikschule Bauland, Reinhard Scheible, eine Spende in Höhe von 750 Euro. In seinen Schlussworten dankte Volksbankvorstand Dieter Ehmann insbesondere dem Vorsitzenden des Fördervereins der Volksbank Kirnau Stiftung, Achim Liebl, für die Organisation der Veranstaltung, bevor man zum kulinarischen Folgeprogramm überging.
© Fränkische Nachrichten, Mittwoch, 13.11.2019