Kunst, Kultur und Genuss in Verbindung bringen

Klaviermatinee István Koppányi brachte auf Initiative des Fördervereins der Volksbank-Kirnau-Stiftung den Kawai-Flügel zum Klingen / Förderung sozialer Projekte

Osterburken. Eine Klaviermatinee, die von dem Pianisten und Leiter der Musikschule Bauland, István Koppányi, gestaltet wurde, fand am Sonntag auf Initiative des Fördervereins der Volksbank-Kirnau-Stiftung im Römermuseum in Osterburken statt.

Ausgangspunkt war die Idee, den im Marc-Aurel-Saal des Museums stehenden Kawai-Flügel, dessen Anschaffung 2015 durch die Stiftung mitfinanziert wurde, für das Publikum zum Klingen zu bringen.

Wie Bankvorstand Ehmann in seiner Begrüßung erklärte, verbinde man mit diesem besonderen Konzert die Absicht, Kunst, Kultur und Genuss in Verbindung zu bringen und dabei noch Gutes zu tun, denn: Mit dem Eintritt zum Konzert war auch der Eintritt in das Römermuseum verbunden – und im Anschluss bewirteten der Förderverein der Volksbank-Kirnau-Stiftung mit Kaffee und Kuchen und das Café Mithras mit einem Mittagsbuffet. Der Erlös kommt vollständig der Volksbank-Kirnau-Stiftung und somit sozialen und kulturellen Projekten der Region zugute.

Bevor die drei Werke des Programms erklangen, wurden sie dem Publikum von Nikola Irmai-Koppányi mit Informationen zur Entstehungsgeschichte und Werkgestalt vorgestellt.

István Koppányi hatte für sein Konzert drei Kompositionen ausgesucht, bei denen jeweils das Prinzip der Variation eine besondere Rolle spielt. Dies gilt insbesondere für das einleitende Stück: die Chaconne in d-moll von Johann Sebastian Bach in der Bearbeitung von Ferruccio Busoni.

Klar und deutlich wurden die einleitenden Akkorde formuliert. Nahtlos flossen die Variationen ineinander. Schon mit den ersten Tönen einer Variation wurde der jeweilige Charakter festgelegt. Wunderbar weich das Piano. Wo immer möglich wurden die melodieführenden Stimmen klar artikuliert und deutlich von dem umgebenden Begleitwerk abgesetzt.

Nie geriet Koppányi in Versuchung, das polyphone Stimmengewebe in undifferenzierter „Pedalsoße“ verschwimmen zu lassen. Locker und leicht bewältigte er die schwierig zu spielenden Oktavpassagen und die vollgriffigen Akkordrepetitionen. Gewaltig gestaltete er die dynamische Steigerung bis zum Höhepunkt des ersten Teils.

Dann besonders ergreifend die ersten Takte des Dur-Teils. Nachdem der erste Teil der Chaconne mit seiner beharrlichen Wiederholung des immergleichen Formschemas an die verzweifelte Suche eines Individuums nach einem Ausweg denken lässt, wirkte der Beginn des Dur-Teils mit seinem sakralen Charakter wie eine Erlösung.

Schließlich die Steigerung mit mächtigen Akkorden zu einem jubilierenden Hymnus. Sie wurde von Koppányi wahrhaft meisterlich zelebriert. Nachdem das Stück dem Hörer noch einen Rückfall in die anfängliche Trauer und Ernsthaftigkeit zumutet, wartete Koppányi am Ende noch mit einer kleinen Überraschung auf, indem er das Werk nicht, wie die meisten Interpreten, mit einem Moll-, sondern mit einem Durakkord enden ließ. Am Ende steht eben nicht die ungelöste Spannung, sondern eine versöhnliche Geste.

Es folgte eines der bekannteren Werke der Klavierliteratur: Die Sonate in A-Dur, KV 331, von Wolfgang Amadeus Mozart mit dem berühmten Rondo alla Turca als Schlusssatz, mit dem Mozart der „Türkenmode“ seiner Zeit huldigte.

An ein solches Stück muss der Pianist mit einem ganz anderen Interpretationsansatz herangehen als an ein spätromantisches Werk. Hier sind Klarheit, Leichtigkeit, Anmut und filigranes Spiel geboten. Die Umstellung gelang Koppányi mühelos. Es war eine Freude zu hören, wie er jeden Ton einer melodischen Phrase individuell gestaltete, um ihm jeweils genau seine Bedeutung im melodischen Kontext zuzumessen.

Das liedhafte Thema trug er unprätentiös, aber sehr differenziert vor. Gerade bei den Figuralvariationen mit ihren sprudelnden Läufen entfaltete Koppányi eine mitreißende Spielfreude, um dann beispielsweise bei der langsamen Variation durch intensives Legatospiel die Kunst des „Singens“ am Klavier zu demonstrieren. Ganz neue Aspekte enthüllten sich bei Koppányis Interpretation des Menuetts: Indem er das Tempo etwas reduzierte und konsequent den Dreivierteltakt zur Geltung brachte, entstanden eine rokokohafte Noblesse und eine entwaffnende Grazie, die dem Stück besonders gut anstehen.

Das abschließende, populäre Rondo alla Turca geriet zu einem wahren Tanz auf den Tasten. Wozu braucht es einen „Janitscharenzug“ und allerlei effektvolles Schlagwerk, wenn ein Pianist die Arpeggios derart schwungvoll abrollt, die Achtelbegleitung so pulsieren, die Sechszehntelpassagen derart vollendet wirbeln lässt und die Oktaven so kristallklar in den Raum schickt?

Nach der Pause erklang Franz Schuberts Wandererfantasie, op. 15. Bei István Koppányis Interpretation fällt auf, dass er keinen „kraftmeiernden“ Ansatz wählt, sondern, wo immer möglich, dem Stück Eleganz und Geschmeidigkeit abgewinnt. So erhalten auch die schwierigsten Oktavgänge, Akkordsprünge und Tonleiterpassagen eine gewisse Leichtigkeit, die dem Stück guttun und den Pianisten vor vorzeitiger Erschöpfung bewahren. Denn es handelt sich hier um eines des schwierigsten, kräftezehrendsten Werke der Soloklavierliteratur mit einigen „unspielbaren“ Stellen.

Koppányi verlieh dem Kopfsatz rhythmischen Schwung, energische Spannung und Dramatik in den durchführungsartigen Passagen, Zartheit und Feingefühl in den lyrischen Abschnitten. Die Kunst des Pianisten besteht hier darin, Klangfarben des Orchesters zu suggerieren, und das gelang Koppányi vortrefflich. Den zweiten Satz gestaltete er konsequent oberstimmig, die Begleitstimmen behutsam zurücknehmend. Besonders beeindruckend dann die glitzernden Zweiunddreißigstelpassagen der rechten Hand und der darauffolgende Unisono-Wirbelsturm im Parallelspiel beider Hände. Den dritten Satz mit Scherzo-Charakter formte Koppányi durch leichtes Zurücknehmen des Tempos zu einem anmutigen, dennoch schwungvollen „Walzer“, wobei es nicht ausblieb, dass einige „höllisch“ schwere Passagen dämonische Züge annahmen. Der vierte Satz schließlich, ein Fugato im Allegro, wurde zu einem wahren Bravourstück mit triumphalen, jubilierendem Charakter.

Noch selten hat man es erlebt, dass das Publikum sich vom ersten Augenblick des Beifalls an zu stehenden Ovationen erhebt. Bei diesem Konzert war es so. Die außerordentliche Leistung des Pianisten wurde begeistert gefeiert. István Koppányi bedankte sich mit einer Nocturne von Frédéric Chopin als Zugabe.

Wie der Vorsitzende des Fördervereins Volksbank-Kirnau-Stiftung, Achim Liebl, in abschließenden Worten mitteilte, soll das gelungene Konzert der Auftakt zu einer Reihe jährlich stattfindender Konzerte mit regionalen Künstlern unter dem Titel „Rund um den Flügel“ darstellen. Der voll besetzte Marc-Aurel-Saal war der eindrucksvolle Beweis, dass es hierfür eine positive Resonanz geben wird.

© Fränkische Nachrichten, Samstag, 27.10.2018